Darmstadt stellt ersten virtuellen Bebauungsplan ins Netz
Investoren und Bürger online über Stadtplanung informiert
hsn DARMSTADT. Wenn das Projekt der Stadt Darmstadt Schule macht, dann ist das Internet in Zukunft um einige nützliche Informationen reicher. Darmstadt hat Mittwoch vergangener Woche zum erstenmal einen virtuellen Bebauungsplan ins Netz gestellt und ermöglicht so potentiellen Investoren, sich umfassend über die städtebauliche Planung in einem speziellen Stadtgebiet zu informieren. Bislang wurden solche Daten lediglich ausgehängt oder in Zeitungen veröffentlicht, so Wolfgang Müller, von der Technischen Universität Darmstadt, der das Projekt entwickelt hat. Die multimediale Darstellung im Web unter www.citimage.de/O17 kann jetzt von jedem Ort der Welt aus abgerufen werden. Die Nutzerführung ist intuitiv. Der Umfang der gewünschten Information kann frei gewählt werden. Alle Daten, ein frei skalierbarer 2D-Plan, Texte, Bilder und ein 3 D-Modell, sind untereinander verknüpft. Die Navigation beinhaltet Funktionen wie Zoomen, Verschieben und Einblenden eines sich dem Maßstab anpassenden Rasters.
Und per Mausklick kann in den Vorentwurf zum Bebauungsplan das zugrundeliegende städtebauliche Konzept eingeblendet werden, erläutert Wolfgang Müller das Online-Angebot. Dabei kann fließend vom 2D-Plan zur 3D-Darstellung des Gebietes umgeschaltet werden. In dieser grafischen Darstellung sind zwar noch nicht die genauen Entwürfe enthalten, doch wird deutlich, wie sich die Bebauung in dem Stadtteil von Darmstadt entwickeln kann, so der Projektleiter.
Der Internetsurfer kann bei der dreidimensionalen Darstellung durch das Bebauungsgebiet surfen und sieht beispielsweise, wie hoch die Gebäude geplant sind und wie die Straßenschluchten auf den Besucher wirken. Das multimediale Datenmodell sei direkt aus den DXF- Katasterdaten konvertiert worden, so Müller. Durch den modularen Aufbau konnte die Dateigröße bei nur 150 kbit sehr gering gehalten werden, was sich auf die Ladezeit der Daten im Web positiv auswirkt.
Um Interessierten den Kontakt zum Stadtplanungsamt zu erleichtern, gibt es eine E-Mail-Verbindung sowie ein Bürgerforum für die öffentliche Diskussion zur Planung. Die Präsentation des Vorentwurfs im Internet ist zwar nur als Ergänzung im Rahmen der Bürgerbeteiligung nach dem Baugesetzbuch zu sehen, erläutert Wolfgang Müller. Doch sie ist ein erster Schritt.
Noch ist diese Beteiligungsform über das Internet für das Verfahren unverbindlich und die Erfahrungen werden zunächst nur für weitere Projekte ausgewertet, doch eines Tages könnte sie ein wichtiger Bestandteil des Verfahrens werden. Darüber hinaus besteht natürlich die Chance, auch Investoren aus anderen Regionen anzuziehen, die sonst von den Bebauungsplänen so einfach nichts hätten erfahren können.
HANDELSBLATT, Montag, 14. Juni 1999
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