Per Mausklick ins Baugebiet


Internet: Darmstadt läßt sich mit PC in die Karten schauen

Von Ralf Ansorge

DARMSTADT. Der Plan ist beliebig zu vergrößern und zu verkleinern, und er muß nicht umständlich auf einem großen Tisch gefaltet werden. Zu sehen ist eine Beispielbebauung, auch die Grundrisse von Haustypen können betrachtet werden. Und niemand muß bei dieser Offenlegung mehr auf die Öffnungszeiten des Planungsamtes achten, will er sich den Bebauungsplan ansehen. Die Stadt Darmstadt hat zum ersten Mal einen Vorentwurf eines Bebauungsplans ins Internet gestellt, der in 2D und 3D am Bildschirm von zu Hause oder vom Arbeitsplatz aus studiert werden kann. Das Gebiet des Plans 017, das eine rund zehn Hektar große Fläche am Ostbahnhof umfaßt, soll vom Gewerbegebiet zu einem Wohn- und Mischgebiet umgewidmet werden. Die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung ersetzt der Internetauftritt jedoch nicht. Wer rechtverbindliche Auskünfte zum Bebauungsplan haben möchte oder Einsprüche und Bedenken äußern will, muß dafür weiterhin direkt zum Planungsamt.

    Der Deutsche Städtetag wertete gestern in einer ersten Stellungnahme das Darmstädter Projekt als "bürgerfreundliche Art, Bebauungspläne näherzubringen." Das bundesweit wohl einmalige Projekt soll jedoch nicht nur den Darmstädtern die Bauleitplanung der Stadt transparenter machen und ihnen die Möglichkeit geben, die Entwürfe Tag und Nacht und auch anonym öffentlich über eine Chatliste im Internet zu diskutieren. Man könne so auch Einzelobjekte vermarkten und biete beispielsweise Architekten, -Bau und Immobilienfirmen die Chance, jederzeit auf Informationen zum Baugebiet zurückgreifen zu können, erklärte Baudezernent Dr. Hans-Jürgen Braun (Grüne). So werden im Internet sowohl die einzelnen Baugrundstücke mit Grundstückflächenzahl und der vorgeschriebenen Geschosshöhe als auch Verkehrsflächen und Mischgebiete im Einzelnen beschrieben. Der Verentwurf ist unter der Internetadresse www.citimage.de zu finden. Entwickelt wurde er von der Firma CITImage, die das Projekt mit der Technischen Universität Darmstadt und dem Fraunhofer Instituts für Graphische Datenverarbeitung umsetzte. Die 10000-Mark-Kosten wurden je zur Hälfte finanziert von der Stadt Darmstadt und dem Multimedia Support Center Hessen/Hessen Media, einer Initiative des Landes Hessen.

Frankfurter Rundschau vom 11. Juni 1999