Vorentwurf im Internet abrufbar


Bebauungsplan: Dreidimensionale Darstellung des künftigen Gewerbe- und Mischgebiets


spi. DARMSTADT. Die Stadt stellt ihren Vorentwurf zum Bebauungsplan für das Gebiet an Erbacher Straße und Judenteich von heute an im Internet dar. Unter dem Stichwort "www.CITImage.de/017" können sich Grundstücksbesitzer, Investoren, Planer sowie beteiligte und interessierte Bürger ein Bild davon machen, wie sich die Stadt nach dem von einem privaten Planungsbüro entwickelten Konzept die zukünftige Gestaltung des Gewerbe- und Mischgebietes am Ostbahnhof und am Fuß der Rosenhöhe vorstellt. Neben zweidimensionalen Plänen und Skizzen ist auch eine dreidimensionale Darstellung eines virtuellen Modells abrufbar. Baudezernent Hans-Jürgen Braun bezeichnete die Internet-Präsentation gestern als "Weltpremiere". Nirgendwo in Deutschland sei ein derartiges Verfahren bis jetzt entwickelt worden, auch international sei nichts Vergleichbares bekannt.

    Braun erläuterte die Möglichkeiten zur Internet - Kommunikation zwischen Bürgern und Stadtplanern. Bisher sei die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung von Bebauungsplänen nur in Rathäusern und Bauämtern zu bestimmten Öffnungszeiten möglich gewesen. In Zukunft könne man sich daheim in aller Ruhe damit auseinandersetzen, nicht nur in Darmstadt, sondern überall, wo ein Internet-Anschluß zur Verfügung stehe. Von großem Wert sei diese Möglichkeit auch für Berufsgruppen, die auf solche Informationen angewiesen seien, wie Architekturbüros, Immobilienunternehmen und Baufirmen.

    Das Darmstädter Pilotmodell ist aus einem Entwurfsprojekt der Technischen Universität hervorgegangen. In der Fachgruppe "Stadt" von Professor Thomas Sieverts war ein Projekt mit dem Titel "Dialog Planer-Investor" bearbeitet worden, flankiert von einer Vorlesungsreihe über "Stadt und Markt". Als Modellbeispiel diente das Gebiet an der Erbacher Straße. Firmen, Grundstückseigentümer, Bauträger und Investoren wirkten mit. Eine Gruppe arbeitete fachübergreifend mit Informatikern des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung zusammen. Aus ihrer Mitte gründete sich das noch junge Unternehmen "CITImage", das die erste multimediale Bebauungsplan-Darlegung im Internet mit Unterstützung des hessischen Multimedia Support Center entwickelt hat. Braun bezifferte die Kosten auf etwa 10 000 Mark, die Hälfte davon habe die Stadt gezahlt.

    Ein Ersatz für die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung ist die Internet-Präsentation bis auf weiteres übrigens nicht. Wer rechtsverbindliche Auskünfte erhalten oder Bedenken geltend machen will, muß sich dazu auch weiterhin in die Amtsstuben bemühen. Aber es darf diskutiert werden. Internet-Nutzer können in einem "Bürgerforum" in bestimmten Feldern Stellungnahmen und Kritik äußern. Tim Brackrock von der Firma "CITImage" ist überzeugt, daß der spielerische Umgang mit dem neuen Medium viele Bürger neugierig machen und mehr Interesse an Planungsvorgängen wecken werde.


Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Juni 1999