Das traute Heim dreht sich planmäßig in 3D
Immer stärker interessieren sich technische Rathäuser für 3D-Stadtmodelle. Pilotprojekte zeigen Lösungen auf.
Das Start-up citimage - Neue Wege zum gebauten Raum, hat für Darmstadt im Rahmen eines Pilotprojekts nun die erste multimediale Darlegung eines Bebauungsplans im Internet realisiert. Baudezernat und Stadtplanungsamt Darmstadt wollten eine zuvor verwirklichte 2D/3D-Internet-Plattform zu einem im Web zugänglichen Bebauungsplan weiterentwickeln. Erste Erfahrungen mit solchen innovativen Bürgerdiensten sollen angeboten, getestet und ausgewertet werden. Geschäftsführer Frank Tahhan, erklärt den Zielkatalog: „Es lag uns daran, dem Laien Bebauungspläne durch verbesserte Lesbarkeit und Anschaulichkeit leichter zugänglich zu machen, die Bürgerakzeptanz zu erhöhen, das Verfahren zu verkürzen und dadurch Kosten einzusparen sowie mithilfe innovativer Technologien eine prototypische Lösung zu entwickeln.“ Nun sparen die Bürger manchen Gang zur Behörde. Komfortabel: Unter www.citimage.de/O17 betrachten sie den Bebauungsplan zeitlich unbefristet. Sie klicken auf das Baufenster, zoomen sich dreidimensional in verschiedene Ebenen ihres Baugebiets hinein, umfliegen Häuser in der Nachbarschaft und schauen virtuell sogar in einzelne Häuser hinein. Sie haben somit eine gute Planungsgrundlage, um abzuschätzen, ob ihre Bauwünsche technisch umzusetzen sind.
Planer in anderen Großstädten äußern sich vereinzelt zurückhaltend. Kein Zweifel, dass 3D-Stadtmodelle verstärkt in Planung und Städtebau Einzug halten, aber Bedenken bestehen noch hinsichtlich der Sicherheit. Wer oder was garantiert, dass ein besonders gescheiter Bauherr den Bebauungsplan nicht willkürlich manipuliert wird? Was passiert, wenn auf solcher Grundlage gar Baugenehmigungen erteilt werden? Ebenso offen bleibt die Frage, wie sich unsere Stadtbilder durch direkte Planungsdemokratie verändern können. „Unzufriedenheit herrschte nur, wenn Plug-ins installiert werden mussten“, gibt Tahhan seine Erfahrungen wieder. Weniger wichtig bei der Wahl eines 3D-Formats sind die Features der Software, sondern ist die Frage, welche Technologie sich durchsetzt. VRML 97 hat den Vorteil, dass es mit zukünftigen Technologien wie Java 3D oder X 3D kompatibel ist. Das Plug-in Cosmoplayer ist wegen seiner Größe, Installation und spieleorientierten Oberfläche nur bedingt empfehlenswert. Eine installationsfreie Alternative zum Cosmoplayer ist das 55 Kilobyte große Java-Applet Blaxxun 3D. Beim Viewpoint Meta Player beginnt die Darstellung während des Download. Das Containerformat integriert Flash-Filme und Panoramabilder in die urbane Szene, die freilich aktualisiert werden muss. Klaus Herbst
Computer Zeitung, Donnerstag, 7. Dezember 2000
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